Nähe braucht Vertrauen – frag Jesus
Es geht um Datenschutz. Ach, betrifft dich gar nicht? Und ist sowieso viel zu nervig, weil er Nähe und persönlichen Kontakt verhindert? Wir sollten sprechen!
IMHO
Vor einigen Wochen wurde auf WDR4 ein „Sonntagimpuls“ unter der Überschrift „Jesus und der Datenschutz“ ausgestrahlt. In dem Beitrag wurde das Thema Datenschutz hauptsächlich als Stilmittel verwendet, jedoch inhaltlich kaum bearbeitet. Dadurch rückte es in einen merkwürdigen Kontext. Beim Hören und späteren Nachlesen entstand bei mir der Eindruck, dass Datenschutz hier vor allem als lästiges Hindernis für die Seelsorge empfunden wird. Hier möchte ich meine persönliche Sichtweise dazu schildern – kurz: IMHO (in my humble opinion / meiner bescheidenen Meinung nach...).
Es geht um Datenschutz.
Ach, betrifft dich gar nicht? Und ist sowieso viel zu nervig, weil er Nähe und persönlichen Kontakt verhindert?
Wir sollten sprechen!
Viele denken so oder ähnlich, wenn sie auf Datenschutz blicken: zu bürokratisch, zu übertrieben. Und überhaupt – wäre es nicht total praktisch, wenn einfach alle WhatsApp nutzen würden? Immer wieder höre ich: „Das betrifft mich doch gar nicht.“ Gerade in der Kirche kommen dann schnell Fragen, wie: Wäre unsere Arbeit nicht viel einfacher ohne Datenschutz? Wäre die Kirche dann nicht viel näher an den Menschen?
Vielleicht. Aber wäre sie dann auch besser?
Datenschutz ist kein bürokratisches Hindernis. Er ist ein Grundrecht – und Ausdruck von Respekt vor der Würde und Selbstbestimmung jedes einzelnen Menschen. Gerade in der Seelsorge, wo Vertrauen und Offenheit zentrale Rollen spielen, ist das unverzichtbar. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Vergangenheit: Wer kirchliches Handeln glaubwürdig gestalten will, muss zeigen, dass Menschen bei uns sicher sind.
Nähe entsteht nicht durch das ungefragte Offenlegen persönlicher Informationen, sondern durch Vertrauen. Und Vertrauen braucht Schutz.
Jesus hatte ein feines Gespür für die Individualität der Menschen. Er hat niemanden entblößt. Seine Worte – nicht selten in Gleichnissen – schenkten damals wie heute Raum zur eigenen Erkenntnis. Nähe bedeutete für ihn nicht Kontrolle, sondern Zuwendung. Seine Offenheit war freiwillig und getragen von Respekt.
Gerade weil wir in der Kirche mit sehr persönlichen Themen zu tun haben, sehe ich Datenschutz als Teil unserer seelsorglichen Verantwortung. Er zeigt den Menschen: Du bist bei uns sicher – mit dem, was du teilst, was du fragst, was dich bewegt.
Im Gespräch mit einem Kollegen fiel der Satz: Datenschutz zeigt, dass Kirche ein sicherer Ort sein will. Und ich finde: Genau das muss sie auch sein.
Manche sagen: Datenschutz hemmt Beziehung. Ich sage: Er macht sie möglich.
Denn wer sicher sein kann, dass seine Daten nicht weitergegeben oder ausgenutzt werden, öffnet sich freier und ehrlicher. Nicht trotz, sondern wegen des geschützten Rahmens.
Wir müssen mit und bei den Menschen sein. Wir müssen uns anbieten – nicht aufdrängen.
Das ist kein Rückzug, sondern eine Haltung: achtsam, zurückhaltend engagiert, zugewandt.
Ich bin überzeugt: Hätte es zur Zeit Jesu Datenschutz im heutigen Sinne gegeben – er hätte ihn nicht nur respektiert, sondern aktiv verteidigt.
Weil echte Nähe Respekt braucht. Und weil Vertrauen nur dort wächst, wo Menschen sich sicher fühlen.
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